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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe September 2022.

sky du mont über das

sky du mont über das älterwerden © Manfred Baumann Teresa Petrovitz im Gespräch mit Sky du Mont »Das Alter geht uns alle an, und es hält viel Schönes für uns bereit« Herr du Mont, am 12. September erscheint im Herder Verlag Ihr neues Buch Ungeschönt, eine unterhaltsame, aber auch nachdenklich stimmende Auseinandersetzung mit dem Älterwerden, gespickt mit Anekdoten, Beobachtungen und Gedanken zum späteren Lebensabschnitt. Wie würden Sie selbst Ihr Buch beschreiben? du Mont: Zuallererst ist Ungeschönt ganz anders als meine bisherigen Veröffentlichungen, die vor allem im Genre der Komödie beheimatet sind. Ich sehe mein neues Buch als eine persönliche Betrachtung des Lebens mit einer Abzweigung zum Alter hin. Getragen wird es vom Gedanken, dass es auch schön ist, älter zu werden, dass es trotz allem viele Dinge gibt, die Freude machen, aber auch viele, die man neu lernen muss. Und dass das Alter ein Lebensabschnitt ist, in dem man mit zahlreichen Abschieden konfrontiert wird: Vieles wird nie wiederkommen, eine Lektion, die man grundsätzlich sehr früh lernen sollte und die jede Phase unseres Lebens betrifft. Ohne zu hochtrabende Begrifflichkeiten verwenden zu wollen, finde ich, dass Ungeschönt ein philosophisches Buch ist, eine Lebensbeschreibung mit Blick auf das Alter, das uns alle angeht und das viel Schönes für uns bereithält. Ist Ihr Buch auch eine Art Hilfestellung, um besser mit dem Altern umzugehen? du Mont: Mein Buch ist keinesfalls als eine Art Ratgeber zu verstehen. Ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht und fände es nicht angemessen, anderen Menschen Tipps zu geben, damit sie ihr Leben besser bewältigen können. In Ungeschönt gehe ich ganz von mir aus, aus einer subjektiven Sicht. Wesentlich war für mich, dass ich, wie es der Titel schon verrät, ungeschönt an die Dinge herangehe, dass ich im Buch nichts schöner darstelle, als es ist. Auf diesem Grundsatz aufbauend, habe ich versucht, all das, was ich zum Thema Alter beobachte, fühle und denke, in Worte und Bilder zu fassen. Sie selbst kommen als Schauspieler aus einem beruflichen Hintergrund, in dem das Altern − vor allem für Frauen, aber auch für Männer − früh zur Bürde werden kann. Wie haben Sie das Älterwerden in Ihrer Branche erlebt? du Mont: Ich bin gerne älter geworden, auch in meinem Beruf. In jüngeren Jahren haftete mir meine Physiognomie betreffend eine gewisse Glattheit an, und ich stand mir dadurch selbst im Weg. Ich erhielt nie die ernsten und interessanten Rollen, musste stets Männer in Seidenschal und Smoking spielen. Als ich dann eine Brille bekam, nahm ich sie dankbar an. Als meine Haare grau wurden, empfand ich das ebenso als etwas Positives. Ich wollte nie aus der Masse herausstechen, wollte als ganz normaler Mensch wahrgenommen werden, mit all den Problemen, die jeder von uns hat. Insbesondere in beruflicher Hinsicht hat man mir so einen Status nie gewährt. Einen durchschnittlichen Mann, gar eine Art Loser zu spielen, wurde mir nie zugestanden, obwohl doch in solchen Rollen die interessantesten Facetten zu finden sind. Mit Blick auf den Unterschied zwischen Mann und Frau denke ich, dass es als Mann sicherlich auch heute noch leichter ist, älter zu werden, sowohl in der Filmbranche als auch ganz allgemein, was zum Teil möglicherweise mit der stärkeren Äußerlichkeit vieler Männer zu tun hat. Im Buch erwähnen Sie immer wieder Ihre Mutter, die wie Ihr Vater im hohen Alter von 97 Jahren starb und gewissermaßen ein Vorbild im Umgang mit dem Alter war. Was war so beeindruckend an ihr? du Mont: Das war sicherlich die Tatsache, dass sie das Altern mit großer Würde trug. Das war auch schon bei 28 sortimenterbrief 9/22

sky du mont über das älterwerden meiner Großmutter der Fall, einer vermögenden Frau, die 96 Jahre alt wurde. Bis zuletzt hielt sie ein fixes Morgenritual ein: Sie stand frühmorgens auf, ließ sich Tee bringen, danach machte sie sich die Haare und schminkte sich, im Anschluss widmete sie sich irgendeiner Form von Bewegung. All dies tat sie immer, bevor sie andere Menschen besuchte oder empfing. Meine Mutter folgte ihr in diesem Verhalten. Dahinter stand selbstverständlich eine Menge Disziplin, eine Eigenschaft, die ich heute leider eher im Abnehmen begriffen sehe. Meine Partnerin ist ebenfalls eine sehr disziplinierte Frau, was mir an ihr sehr imponiert. In Ihrem Buch geben Sie viele Einblicke in Ihr Privatleben und in Ihre Erfahrungen von Verlust, aber auch Neuanfängen im Alter. Etwas, das Sie am Leben hält und das Sie allen Menschen auch in späterem Alter wünschen, ist, weiterhin Träume und Ziele zu haben. du Mont: Ich brauche im Leben immer etwas, auf das ich mich freuen kann. Ich setze mir stets Ziele, die ich dann mit sehr viel Elan und Geschwindigkeit zu erreichen versuche. Für die Menschen in meinem Umfeld ist das oft überraschend. Ich finde aber, dass ich keine Zeit zu verlieren habe. In meinem Leben gibt es vieles, das mich beglückt, vor allem auch, weil ich heute sehr gut unterscheiden kann zwischen Dingen, die ich wirklich möchte, und Dingen, die ich nicht will. Dazu zählt, dass mich die Meinung anderer nicht mehr berührt. Wenn man jung ist, ist man viel bedachter auf das, was andere sagen oder denken. Dieser Druck ist gänzlich von mir abgefallen. Wie Sie in Ihrem Buch schreiben, ist es nicht selten auch das zwanghafte Festhalten an Vergangenem, das beim Älterwerden Druck ausübt. bereichert hat, wird in dieser Form einfach nicht mehr wiederkommen. Wenn ich einen jungen Vater sehe, wie er einen Kinderwagen schiebt, erinnere ich mich gerne an die schöne und zugleich anstrengende Zeit, als ich ein junger Vater war. Ich hüte mich aber davor, mir Erfahrungen oder Erlebnisse zurückzuwünschen, die ich so nie wieder erleben werde. Sie sind beruflich sehr umtriebig. Haben Sie manchmal den Wunsch, sich aus Ihrem Beruf zurückzuziehen und sich mehr Ruhe zu gönnen? du Mont: Ich arbeite viel weniger als früher, bin wählerischer geworden und widme mich bewusst mehr meinem Privatleben. Ich möchte aber keinesfalls ganz ins Rentnerdasein übergehen. Was ich beruflich tue, tue ich sehr gerne, meine Arbeit hält mich zudem aktiv, so wie meine Kinder, die, obwohl sie nun schon älter sind, immer noch meine Aufmerksamkeit brauchen. Das ist ja auch das Herausfordernde und gleichermaßen Schöne am Vatersein − dass es, egal, wie alt man ist, nie endet. Herzlichen Dank für das Gespräch! Für Elise Nachtrag einer Liebe Eine lyrische Erzählung von Harald König „Es ist nicht das Leben das uns verrückt macht. Es sind die fehlenden Plätze für die Verrückten.” Harald König du Mont: Ich finde, es ist sehr wichtig, von Dingen Abschied zu nehmen, wenn es an der Zeit ist. Vieles, das unser Leben in bestimmten Abschnitten unheimlich sortimenterbrief 9/22 Sky du Mont: Ungeschönt Alt werden war auch schon mal schlimmer 160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag 978-3-451-60155-2, € 18,60 | Herder ET: 12. September 29 Verlag www.mitgift.at


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