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sortimenterbrief september 2022

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Das österreichische Branchenmagazin für Buchmarkt, Buchverkauf und Buchwerbung. Ausgabe September 2022.

© privat Edlinger: Die

© privat Edlinger: Die Tinnitus-Patient:innen sind nicht nur physisch, sondern auch psychisch betroffen – daher nicht einfach in der Behandlung. Es bedarf großer Zuwendung, die das System bzw. die Möglichkeiten oft nicht vorsahen. Ich begann, mich diesem Problem verstärkt wissenschaftlich zu widmen. In meiner Privatklinik hatte ich eine eigene Abteilung für Otoneurologie mit Schwerpunkt Tinnitus, Schwindel und andere Hörstörungen sowie eine Abteilung für allgemeine Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie. Was erwartet Tinnitus-Betroffene? Advertorial Ossi Hejlek im Gespräch mit Dr. med. Herwig Edlinger »Jeder achte Europäer ist von Tinnitus betroffen« Könnten Sie uns ein wenig zu Ihrer Person erzählen? Edlinger: Ich kann, was das Phänomen Tinnitus betrifft, auf eine beinahe fünf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen, die ich als Arzt in der Grazer Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten sowie in meiner Privatklinik und Praxis für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten in Feldbach sammeln konnte. Seit sieben Jahren bin ich Privatier. Ich bin jedoch im medizinischen Bereich weiter aktiv und sehr viel auf Kongressen, auch als Vortragender. Das vorliegende Buch ist mittlerweile mein zwölftes medizinisches Werk. In der Zwischenzeit bin ich auch meinen privaten Interessen nachgegangen – habe sechs Semester Archäologie studiert und mich meinen sportlichen Betätigungen gewidmet. Ich hatte ein eigenes Motorsport-Rennteam, mit dem ich bis 2017 Rennen fuhr. Heute bin ich aktiver Leistungsschwimmer im Bereich Masters Senioren – schwimme Landes-, Staats- und Weltmeisterschaften. Tinnitus war immer einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte? Edlinger: Als ich in die HNO-Universitätsklinik Graz eintrat, war es immer mein größtes Ziel, dieses Fach in seiner Gesamtheit zu betreiben und es bestmöglich zu beherrschen. Ich erkannte bald, dass dieses Phänomen hintenangestellt wurde, es aber sehr viele Betroffene gibt. Statistisch betrachtet, ist jeder achte Europäer von Tinnitus betroffen. Warum hat man dem Tinnitus nicht mehr Zuwendung geschenkt? Edlinger: Sie gehen zu ihrem Haus- bzw. Facharzt, bei dem eine Erstuntersuchung und eine Therapieeinleitung erfolgt. Diese wird ambulant bzw. teilweise auch stationär (u. a. mit Infusionen usw.) durchgeführt, jedoch nicht immer erfolgreich. Immer wieder hören die Patient:innen leider die frustrierende Aussage: „Damit müssen Sie leben!“ Dies ist natürlich sehr bedrückend, denn die meisten können damit nicht leben. Ich kenne viele Betroffene, die eine so hohe psychische Belastung fühlten, dass sie am Anfang psychisch irritiert waren, in weiterer Folge arbeits- und gesellschaftsunlustig wurden, ein Rückzugs- und Isolationsbedürfnis bekamen, depressiv wurden und am Höhepunkt der Depression sogar suizidales Gedankengut entwickelten. Ich weiß von nicht wenigen Fällen, bei denen Tinnitus im Suizid endete. Natürlich sind alle HNO-Ärzt:innen, -Kliniken und- Abteilungen intensiv mit Tinnitus- Patient:innen befasst. Wir waren jedoch explizit darauf spezialisiert, konnten dadurch Therapien für alle Stadien der Betroffenheit anbieten. Tinnitus teilt man in Bezug auf die Bestandsdauer in akute und subakute Fälle bis hin zu chronischen Fällen ein, die über ein Jahr bis zu Jahrzehnten andauern. Was sind eigentlich die Ursachen? Edlinger: In über 90 % der Tinnitusfälle liegt die Ursache in einer Innenohrstörung, wobei wir von einer Störung des Glutamat-Stoffwechsels ausgehen. Diese kann verursacht werden durch Durchblutungsstörungen (bei 34 sortimenterbrief 9/22

mehr lebensqualität bei tinnitus Gefäßverkalkung, bei Stress, bei einer Störung der Halswirbelsäulenfunktion, bei einer Kreislaufstörung), virale oder bakterielle Infektionen, akuten und chronischen Lärm, Verletzungen, einen Innenohrerguss, eine familiäre Disposition, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, eine plötzliche Ohrdrucksteigerung (z. B. bei raschem Sinkflug oder einem Tauchtrauma) usw. Beim Rest der Patient:innen sind die Ursachen außerhalb des Innenohres, also im übrigen Hörsystem oder sogar außerhalb des Hörsystems zu finden. Aufgrund der vielen möglichen Ursachen gilt es zuerst abzuklären, wo die Störung liegt. In den meisten Fällen wird daraufhin ein ganzheitliches Therapiekonzept erstellt. Es muss dabei simultan auf Ohr, Gesamtorganismus und Psyche eingegangen werden. Ein Therapiekonzentrat, bei dem medikamentöse, physikalische, apparative, diätetische, musiktherapeutische, psychotherapeutische, aufklärende und beratende Maßnahmen zu ergreifen sind. Die einzelnen Elemente dieses Konzeptes ergeben wie in einem Zahnradsystem Synergismen, wodurch es zu einer Addition einzelner Therapieeffekte kommt und insgesamt eine bessere Wirksamkeit entsteht. Dadurch wird einerseits der Organschaden günstig beeinflusst und andererseits die Psyche gestärkt. Welche Therapieerfolge kann es geben? Edlinger: Im Idealfall kann man quantitativ helfen, wobei der Tinnitus verschwindet bzw. mehr oder weniger ruhiger wird, und/oder qualitativ, wodurch die Geräusche vom höheren in den tieferen Frequenzbereich wandern. Weiters kann die Kompensation erreicht werden, um die Geräusche erträglicher zu machen, oder die Gewöhnung erzielt werden, damit der Tinnitus nicht mehr als störend empfunden wird. Ich weise insbesondere in puncto Erfolg im Buch auch darauf hin, dass dieser auf zwei Säulen basiert. Einerseits ist es das intensive Engagement des Behandlungsteams. Andererseits ist es die Eigen- und Mitverantwortung der Betroffenen selbst, also deren aktiver Beitrag zur Problemlösung. Ohne Patient:in geht gar nichts! Herwig Edlinger Selbsthilfe bei Tinnitus Erfolgreiche Wege bei Ohrgeräuschen 88 Seiten, Softcover mit Klappen ISBN 978-3-99002-142-2, € 14,90 | maudrich Mein Buch steht den Betroffenen dabei als Maßnahmenkatalog zur Seite. Wird alles umgesetzt, kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Therapieerfolg erzielt werden, welcher die Lebensqualität sehr deutlich verbessert. Herzlichen Dank für das Gespräch! Fit und mobil im Golden Age! maudrich 2022, 2., überarb. Auflage 192 Seiten, broschiert ISBN 978-3-99002-143-9 EUR 19,90


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