meisterhaftes romandebüt© Nikolaus SteinTeresa Petrovitz im Gespräch mitLuca KieserAdvertorial»Das ist das Schöne an derLiteratur – mit ihr ist allesmöglich«Ihr im Picus Verlag erscheinenderDebütroman Weil da war etwas imWasser ist ein faszinierendes Buch geworden,in dem Sie die Natur in Gestaltder Fangarme eines Kalmars zum Erzählenbringen und so ein betörendesErzähluniversum schaffen. Wie langehaben Sie an Ihrem Roman gearbeitet?Kieser: Wann ein Buch seinen eigentlichenAnfang nimmt, ist oft schwer zusagen. In meinen Roman ist vieles eingeflossen,das ich im Laufe der Jahregeschrieben und entworfen habe. MeinSchreiben ist sehr organisch, vieles liegtin den Schubladen und fügt sich dann inein großes Ganzes ein. Konkret vor Augenhatte ich den Roman und das, wasnun daraus geworden ist, seit dem Frühjahr2020.Jedes wirklich gute Buch begründet eineigenes Genre, wird gerne gesagt. AuchIhr Buch ist schwer zu kategorisieren.Was auffällt, ist die Nähe zum NatureWriting, einer literarischen Strömung,die das Verhältnis zwischen Menschund Natur thematisiert. Sie stellen dasganze Konzept aber auf den Kopf: ImBuch erzählen nicht die Menschen überdie Natur, sondern die Natur erzähltüber die Menschen.Kieser: Nature Writing ist tatsächlicheine Kategorie, mit der ich mich identifizierenkann. Ich habe nicht nurLuca KieserWeil da war etwas im WasserPicus Verlag, 320 S., gebunden, 978-3-7117-2137-2,€ 26,00 (D/A), ET: August 2023Kreatives Schreiben, sondern auch Philosophiestudiert und beschäftige michviel mit Naturethik. Als Schriftsteller:inüber die Natur zu schreiben, kann verschiedeneGründe haben, von der Fragenach dem Verhältnis zwischen Kulturund Natur bis hin zum Reflektieren überdie Eingriffe des Menschen und die ökologischenFolgen. Mich beschäftigenall diese Fragen, was mich in meinemBuch am Natur-Thema aber besondersinteressiert hat, war die sprachlicheSphäre. Wie kann ich als Mensch überetwas schreiben und etwas sprachlichfassen, das von mir so maximal fernist? Gerade vor dem Hintergrund von06toptippsösterreich sommer 2023
über die natur und das schreibenAneignungsdiskursen spielt diese Fragein der Literaturwelt aktuell eine wichtigeRolle. Beim Schreiben habe ich herausgefunden:Es ist nicht einfach, aber esgeht. Das ist das Schöne an der Literatur− mit ihr ist alles möglich.Aus diesem Gedanken heraus erweckenSie in Ihrem Buch einen Riesenkalmarzu erzählerischem Leben. Nach einemStromschlag beginnen seine Fangarmezu berichten, über ihr Dasein inder Tiefsee, aber auch über Menschen,die mit dem Meer zu tun haben, überZeitebenen hinweg. Wir begegnen sodem Schriftsteller Jules Verne, aber zumBeispiel auch einer jungen Frau, die einPraktikum auf einem Frosttrawler absolviert.Wieso ist ein Kalmar Ihr narrativerAusgangspunkt geworden?Kieser: In der Philosophie und Wissenschaftstheorie,aber zuletzt auch in derPopulärkultur sind Tintenfische ausverschiedenen Perspektiven betrachtetin den Fokus gerückt. Sie faszinieren,aufgrund ihrer Andersartigkeit, weil sieso weit entfernt von uns leben, weil sie soanders organisiert sind als wir, mit ihrendrei Herzen und mit ihrer ganz eigenenNervenstruktur. Selbstverständlich sindauch Tintenfische nicht vom Einflussdes Menschen verschont geblieben, wieunser gesamter Planet. Dennoch wissenwir relativ wenig von ihnen und ihremLebensraum, etwas Geheimnisvollesumgibt sie, seit jeher geben sie Anlass zuMythen und Geschichten.Dass die Fangarme zu Geschichtenerzählernwerden, ist ein literarischerKunstgriff, den Sie aus einer anatomischenBesonderheit des Kalmars ableiten.Kieser: Das dezentrale Nervensystemvon Tintenfischen lässt darauf schließen,dass Fangarme über eine Art eigenesGehirn verfügen. Und so hat in meinemBuch jeder Fangarm eine bestimmte Persönlichkeit,mit jeweils eigenen erzählerischenVorlieben und Besonderheiten.toptippsösterreich sommer 2023Durch diese Erzähltechnik bringen Sieeine unheimliche stilistische Vielfalt inIhren Roman, bereichert durch skurrilenHumor. Für die Leser:innen wirddas Buch so zu einem literarischen Fest.Kieser: Mein Roman ist ein Experimentierfelddes Schreibens geworden. Ichhabe eine Palette an Genres eingebaut,vom Tagebuch über die Familiengeschichteund die Autofiktion bis hin zumEssay und zur Geschichte über den „jungenAutor“, durch die ich mein eigenesSchreiben reflektiere. Vielleicht wollte ichauch zeigen, was ich alles schreiben kann(lacht). Weil da war etwas im Wasser istauf diese Weise auch ein Buch über dasSchreiben, über das Erzählen in all seinenFacetten und Formen.Ihre Erfahrungen auf dem Gebiet derLyrik sind im Roman ebenso ablesbar.Kieser: Über die Lyrik bin ich ursprünglichzum Schreiben gekommen. In Kürzewerde ich meine ersten beiden Gedichtbändeveröffentlichen. In meinen Romanist diese Tendenz zur Verdichtungsicherlich stellenweise eingeflossen.Trotz des experimentellen Zugangs istIhr Buch aber nicht nur für literarischVersierte zu empfehlen, es öffnet sichvielen Leser:innen-Typen.Kieser: Ich denke, dass mein Romantatsächlich verschiedene Arten vonLeser:innen ansprechen kann. Für die,die eine traditionelle Literaturauffassunghaben, zeigt mein Buch neue Perspektivenauf, und es unterhält dabei. PassionierteLeser:innen oder Schreibendefinden darin vielleicht Anregungen oderWendungen, die für sie bedeutsam seinkönnen. Naturbegeisterte sind ebenfallsgut darin aufgehoben. Was ich hoffe, ist,dass sich die Menschen in meinem Buchwohlfühlen, dass es ihnen einen Raumbietet, in dem sie gerne verweilen und inden sie immer wieder zurückkehren.Herzlichen Dank für das Gespräch!07Christian KlingerDie Geister von TriestGaetano Lamprecht ermittelt300 S., Hardcover,978-3-7117-2122-8, € 20,– (D/A)Picus Verlag, ET: August 2023In Europa hebt der Erste Weltkriegan. Da wird in Triest eine schrulligealte Frau, die von allen nur »die Hexe«genannt wurde, bestialisch ermordet inihrem Häuschen aufgefunden.Der leidenschaftliche RennradfahrerGaetano Lamprecht, Ispettore derTriestiner Polizei, begibt sich aufdie Spur des zunächst noch sehrrätselhaften Mörders. Dabei taucht ertief ein in die Geschichte Triests und indie Verstrickungen des Kunsthandels. Ermuss sich mit halbseidenen Ganovenund generationenübergreifendenFlüchen herumschlagen. Dabei anseiner Seite: seine kluge SchwesterAdina, seine Sekretärin Clara und dieschöne Witwe Alessia – die GaetanosLeben gehörig auf den Kopf stellt …Christian Klinger1966 in Wien geboren, Studium derRechtswissenschaften. Seit 2017Zweitwohnsitz in Triest. Er veröffentlichtezahlreiche Krimis und Beiträge inAnthologien, erhielt den Luitpolt-Stern-Förderungspreis und war aufder Auswahlliste des Agatha-Christie-Krimipreises (2011). Im Picus Verlagerschien 2020 sein Roman »DieLiebenden von der Piazza Oberdan« und2022 Gaetano Lamprechts erster Fall,»Ein Giro in Triest«.picus.at
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